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23.04.2025

Nachhaltiger Systembetrieb mit Green Hosting

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Systemwechsel für den Klimawandel?

In allen Bereichen wird Klimaschutz und der Bedarf, auf nachhaltige Alternativen umzustellen, immer wichtiger – so auch im Hosting-Bereich. Auf den ersten Blick scheint der Zusammenhang von Hosting und Nachhaltigkeit gar nicht so deutlich zu sein, daher wollen wir im Folgenden etwas Licht ins Dunkel bringen.

Nachhaltigkeit in der IT: Ein Rahmen für systemisches Denken

Betrachten wir zunächst das Bigger Picture: Nachhaltigkeit in digitalen Systemen lässt sich nicht auf einen einzelnen Aspekt wie „grüner Strom“ reduzieren. Sie beginnt bei der Infrastruktur, durchzieht aber auch Architekturentscheidungen, Entwicklungsprozesse und organisatorische Praktiken.

Der Informatiker Uwe Friedrichsen hat dafür in seinem Vortrag “Patterns of Sustainability in Software Engineering” (Friedrichsen, 2023) sieben Prinzipien vorgestellt, die eine ganzheitliche Perspektive auf nachhaltige IT ermöglichen. Diese Patterns helfen dabei, systematisch zu analysieren, wo in IT-Projekten überhaupt Nachhaltigkeitspotenziale liegen – und wie man sie nutzen kann. In diesem Beitrag fokussieren wir uns auf den Aspekt Green Hosting, deshalb sind auf den ersten Blick folgende drei Prinzipien von Friedrichsen relevant:

  • Public Cloud — Ressourcen flexibel skalieren, Lasten effizient verteilen und Rechenzentren mit niedriger CO₂-Intensität nutzen.

  • On-Premises — Hardware effizient einsetzen, Überkapazitäten vermeiden und ungenutzte Infrastruktur konsequent abschalten.

  • Runtime — Laufzeitverhalten optimieren, Lastspitzen glätten, Prozesse automatisieren und Energieverbrauch durch smarte Steuerung senken.

Diese drei Patterns betreffen direkt die Infrastruktur und den laufenden Betrieb – und bilden damit die Grundlage für ein sogenanntes “Green Hosting”.

Green Hosting: Kein Standard, sondern eine Systemfrage

Aber was genau macht Hosting eigentlich „grün“? Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Meist reicht schon ein Ökostromanteil von 51 Prozent, damit sich ein Anbieter als nachhaltig bezeichnen darf. Doch wer seine Server in Deutschland betreibt, hat in puncto Stromversorgung schon mal nicht die beste Ausgangslage, da Deutschland im internationalen Vergleich noch viel aufzuholen hat, bis der Energiemix wirklich als “grün” einzustufen ist. Wer dazu mehr erfahren möchte, kann sich bei Electricity Maps einmal einen globalen Überblick verschaffen.

Ohnehin ist Strom nur ein Teil der Gleichung: Auch Faktoren Hardware, Prozesse oder skalierbare Strukturen wirken sich auf die Klimabilanz aus. Nachhaltigkeit ist dabei kein Entweder-Oder, sondern eine Frage der Systemlogik und des unternehmerischen Fokus.

Gerade deshalb stehen viele Unternehmen vor der Entscheidung: Setzen wir auf einen spezialisierten Green Hoster – oder auf einen skalierbaren Public-Cloud-Anbieter? Beide verfolgen auf ihre Weise das Ziel, ressourcenschonend zu arbeiten – aber mit unterschiedlichen Ansätzen:

  • Spezialisierte Green Hoster — wie Windcloud setzen auf zertifizierten Ökostrom, direkte CO₂-Reduktion und regionale Umweltmaßnahmen.

  • Public-Cloud-Anbieter — wie AWS optimieren Energieverbrauch durch moderne, bedarfsgesteuerte Infrastrukturen und Skalierungseffekte.

Der nachhaltige Ansatz mit spezialisierten Green-Hosting-Anbietern

Der nachhaltige Ansatz basiert auf einem klaren Fokus: maximale Transparenz und unmittelbare Umweltwirkung. Durch die ausschließliche Nutzung von physikalischem Ökostrom, die Nutzung von Abwärme und zertifizierte Entsorgungsprozesse setzen diese Anbieter auf konkrete, messbare CO₂-Reduktion. Hinzu kommen oft regionale Initiativen und eine nachvollziehbare Lieferkette, die ökologische Verantwortung im gesamten Betrieb abbildet. Limitierend wirken hingegen die geringere Skalierbarkeit und der in Teilen klassische Infrastrukturansatz, der nicht automatisch auf Energieeffizienz im Betrieb optimiert ist.

Green Hosting Vergleich – dunkler Hintergrund

Der effiziente Ansatz mit skalierbaren Public-Cloud-Services

Public-Cloud-Anbieter wie AWS setzen auf Effizienz durch Technologie: Dank serverloser Architekturen, automatischem Skalieren und globaler Infrastruktur werden Ressourcen nur bei Bedarf eingesetzt. Das spart Energie – insbesondere bei Anwendungen mit einem wechselnden Lastprofil. Gleichzeitig investieren große Plattformen zunehmend in den Ausbau erneuerbarer Energien und CO₂-Kompensation. Kritisch zu bewerten bleibt allerdings der nach wie vor fossile Strommix in manchen Regionen, die hohe Abhängigkeit von wenigen US-Anbietern sowie die intransparente Lieferkette. Der ökologische Fortschritt basiert hier vor allem auf Systemoptimierung und weniger auf unmittelbarer Vermeidung.

Der grüne Daumen fürs Hosting: Zwei Stellschrauben, die wirklich zählen

Beide Hosting-Modelle – Green Hosting und Public Cloud – bieten Ansätze für nachhaltigeres Webhosting. Doch wie „grün“ ein System am Ende wirklich ist, entscheidet sich nicht nur mit der Wahl des Anbieters, sondern vor allem durch den Blick auf die eigene Anwendung und den laufenden Betrieb. Wer also den ökologischen Fußabdruck seines Hostings wirklich verstehen und verbessern will, sollte deshalb an zwei zentralen Stellschrauben ansetzen:

01 Die Anbieter-Stellschraube

Wie nachhaltig arbeitet der Hosting-Anbieter? Standort, Strommix, Energieeffizienz, Transparenz und regionale Maßnahmen beeinflussen maßgeblich die CO₂-Bilanz. Hier lohnt sich ein kritischer Blick auf Zertifikate, Versprechen und Rechenzentrumsstruktur.

02 Die Betriebs-Stellschraube

Wie effizient ist die eigene Anwendung im laufenden Betrieb? Werden Rechenleistung, Speicher und Bandbreite wirklich gebraucht – oder laufen Systeme dauerhaft überdimensioniert? Gibt es Datenmüll, veraltete Backups oder unnötige Prozesse, die Ressourcen verschwenden? Und werden nur die Anforderungen umgesetzt, die wirklich notwendig und sinnvoll entworfen sind.

Gerade die zweite Stellschraube wird oft unterschätzt – dabei liegt genau hier großes Potenzial. Green Hosting heißt nicht nur, den „richtigen“ Anbieter zu wählen. Es bedeutet auch, den eigenen Betrieb regelmäßig zu hinterfragen: hinsehen, aufräumen, optimieren. Im Sinne der Sustainability Patterns nach Friedrichsen (2023) heißt das, sich nicht “nur” mit Infrastrukturfragen zu beschäftigen, sondern auch strukturiert auf Anforderungen, Anwendungsdesign, konkrete Implementierung und übergreifende Prozesse zu schauen. So wird das abstrakte Ziel „Nachhaltigkeit“ greifbarer – und lässt sich Schritt für Schritt in allen Bereichen systematisch verfolgen.

So green, so good? Nur mit dem richtigen Setup

Green Hosting ist ein wichtiges Thema – und wird in seiner Komplexität oft unterschätzt. Es gibt keine einheitliche Definition, aber meist versteht man darunter Hosting-Anbieter, die ihre Server mit Ökostrom betreiben und auf energieeffiziente Infrastrukturprozesse setzen. Je nach Anwendungsfall können aber auch Public-Cloud-Anbieter sinnvoll sein: Ihre bedarfsgesteuerten Infrastrukturen und Skaleneffekte leisten – indirekt, aber wirksam – einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Vor allem aber gilt: Green Hosting endet nicht beim Anbieter. Auch die gehostete Anwendung selbst bietet zahlreiche Hebel, um den ökologischen Fußabdruck zu senken – von der Infrastruktur über die Datenhaltung bis hin zu laufenden Prozessen und der Art, wie die Anforderungen umgesetzt werden.

Am Ende geht es darum, für das eigene Setup an den richtigen Stellschrauben zu drehen: bei der Anbieterwahl und im eigenen Systembetrieb. Pauschale Antworten gibt es beim Thema Green Hosting nicht – aber viele konkrete Ansatzpunkte.

Wenn ihr eure Infrastruktur nachhaltiger aufstellen wollt, unterstützen wir euch gerne dabei.
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