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04.02.2025

UX-Research Methoden: Die Grundlagen für herausragende Nutzererlebnisse

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In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es wichtiger denn je, dass digitale Produkte die Bedürfnisse ihrer Nutzer:innen nicht nur verstehen, sondern darauf basierend konzipiert und entwickelt werden. User-Experience-Research stellt sicher, dass die Anforderungen und Wünsche der User:innen ihren Platz in der Produkt Experience finden. Die Praxis von UX-Research basiert auf verschiedenen Methoden. Diese liefern (bei sauberer Durchführung) wertvolle Erkenntnisse über den Umgang der User mit eurem Produkt. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf einige der verbreitetsten UX-Research Methoden und zeigen in unserem Deepdive, wie sie euren Designprozess bereichern können.

Was ist UX-Research?

Kurzer Recap: User-Experience-Research ist eine methodische Erweiterung des Designprozesses, die es ermöglicht, die Bedürfnisse und Probleme der Nutzer:innen empirisch zu erforschen. Uns ist es wichtig, für Menschen zu gestalten und nur durch UX-Research (und somit durch den Kontakt zu realen Usern) können unsere Designs optimiert und nutzerfreundlich gestaltet werden. Durch gezielte Befragungen, Tests und Analysen lassen sich fundierte Erkenntnisse gewinnen, die über Annahmen hinausgehen und ein tiefes Verständnis der Nutzer:innen vermitteln. Ziel ist es, Entscheidungen zu validieren, die User Experience zu optimieren und sicherzustellen, dass digitale Produkte reibungslos funktionieren. Mehr dazu, wie wir UX-Research verstehen und warum wir das Thema so wichtig finden, könnt ihr hier lesen. 

Die wichtigsten UX-Research Methoden

Der Methodenkoffer von UX-Research-Expert:innen ist prall gefüllt. Je nach Projektphase, Umfang und auch Budget eignen sich unterschiedliche Methoden oder die Kombination aus unterschiedlichen Methoden besser oder schlechter. Wir stellen euch hier einige der relevantesten Methoden vor: 

1. Interviews

  • Vorgehen: Um tiefe Einblicke in die Zielgruppen und Stakeholder zu erhalten, können direkte Gespräche mit Nutzer:innen geführt werden, um Einblicke in ihre Erfahrungen, Bedürfnisse und Herausforderungen zu erfassen.

  • Vorteil: Interviews bieten qualitative Einblicke und ermöglichen ein tiefes Verständnis des Kontexts und der Herausforderungen der Nutzer:innen. Die Ergebnisse können in die Entwicklung neuer Features und Designlösungen einfließen, sowie zuvor nicht bekannte Kernelemente des Produktes hervorheben .

  • Umfang: Interviews dauern je nach Detailgrad und Tiefe 30 bis 60 Minuten. Sie sollten mit mindestens fünf Teilnehmer:innen geführt werden, um ein möglichst breites Bild abgeben zu können. Die offene Natur der Gespräche erlaubt es, detaillierte Einblicke in Nutzerbedürfnisse zu gewinnen.

  • Unsere Meinung: Interviews (mit Expert:innen, Gründer:innen oder Nutzer:innen) bringen oft wichtige Insights, auch wenn der initiale Aufwand erstmal recht hoch ist. Wie bei allen UX-Research Methoden ist eine saubere Durchführung notwendig, um die Qualität der Ergebnisse sicherstellen zu können. Vorweg ist es wichtig den interviewten Personen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, vor allem in der Hinsicht, dass es keine falschen Antworten gibt, denn die Meinung des Users ist alles was zählt. Während des Interviews gilt es Ja-/ Nein-Fragen zu vermeiden, so wie die Berichte der User nicht durch eigene Meinungen oder Ähnliches zu beeinflussen. Ziel ist es, dass die Gesprächspartner:innen zum Erzählen angeregt werden, beispielsweise durch W-Fragen (Wie war deine Erfahrung mit XY? Was ist dir dabei aufgefallen?) Bei erfolgreicher Durchführung können in der Auswertung zuvor nicht bekannte Pain Points und wichtige Needs entdeckt werden, die für den Produktentwicklungsprozess relevant sind.  

2. Online-Befragungen

  • Vorgehen: Bei einer Online-Befragung werden standardisierte Fragebögen an eine größere Stichprobe verschickt, um Meinungen, Einstellungen und demografische Daten zu erfassen.

  • Vorteil: Diese Methode ist ideal, um schnell quantitative Daten von einer großen Anzahl von Teilnehmer:innen zu erheben. Die Ergebnisse liefern aufgrund der Stichprobengröße im Idealfall repräsentative Daten, die statistische Rückschlüsse ermöglichen.

  • Umfang: Eine Stichprobe sollte mindestens 100 Teilnehmer:innen umfassen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Die Beantwortungsdauer liegt zwischen 5 und 30 Minuten. Außerdem muss bei der Planung genügend Zeit für die Auswertung eingeplant werden. 

  • Unsere Meinung: Online-Befragungen zählen zu den nicht quantitativen UX-Research Methoden. Sie eignen sich besonders dann, wenn viele Meinungen gesammelt werden sollen. Dadurch lassen sich wiederkehrende Themen, neue Erkenntnisse, Hauptziele und mehr ableiten. Die Ergebnisse der Online-Umfrage werden anschließend gesammelt und ausgewertet. Hierbei kann der Einsatz von anderen Methoden helfen, wie beispielsweise das Affinity Mapping. Während die Masse an Antworten einerseits ein Vorteil quantitativer Maßnahmen ist, fehlt im Vergleich zu qualitativen Ansätzen oft die tiefergehende Ebene. Es lassen sich keine weiteren Nachfragen zu Bewertungen stellen und Zusammenhänge sind daher nur schwer herzustellen. Für die Validierung bereits bestehender Vermutungen oder Ergebnisse aus quantitativen Interviews, eignen sich Befragungen allerdings super.

3. Card Sorting

  • Vorgehen: Bei dieser Methode werden den Teilnehmer:innen Karten mit verschiedenen Begriffen oder Inhalten präsentiert, die sie in Gruppen sortieren und benennen sowie priorisieren sollen. So ergeben sich Kategorien, die für die Nutzer:innen sinnvoll sind. Davon ausgehend lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie Benutzer:innen denken und wie sie intuitiv mit Inhalten umgehen.

  • Vorteil: Card Sorting hilft besonders, um die Denkweise und Bedürfnisse der Nutzer:innen zu erfassen und die Informationsarchitektur von digitalen Produkten danach auszurichten. 

  • Umfang: Mindestens 15 Teilnehmer:innen sollten für Card Sorting herangezogen werden, um valide Ergebnisse zu erhalten. Um Ergebnisse zu verfeinern, kann Card Sorting mehrfach durchgeführt werden.

  • Unsere Meinung: Card Sorting ist eine aufgabenbasierte Methode zum Erzielen von qualitativen Ergebnissen. Die Methode lässt sich sowohl alleinstehend, als auch in Kombination mit Interviews oder Usability Testings kombinieren. Diese interaktive Methode dient dem Herauskristallisieren von Kern-Bedürfnissen und Prioritäten der User. Wir finden Card Sorting vor allem für die Validierung und Optimierung von Navigations-Varianten gut. Aufgrund der einfachen Methodik und relativ unkomplizierten Durchführung eignet sich diese Methode besonders als Ergänzung zu anderen Methoden.

4. Tree Testing

  • Vorgehen: Beim Tree Testing wird primär die Seitenstruktur untersucht. Proband:innen erhalten dafür kleine Suchaufgaben, die sie mithilfe der bestehenden Struktur einer Website oder App lösen müssen. Diese Methode testet, wie gut Nutzer:innen durch die Informationsarchitektur navigieren können.

  • Vorteil: Tree Testing liefert wertvolle Daten (Erfolgsraten, Fehlerquote, Zeit) darüber, ob eine Navigationsstruktur intuitiv ist oder ob Anpassungen notwendig sind, um die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern. Wie Card Sorting ist auch Tree Testing unabhängig vom visuellen Design.

  • Umfang: Für verlässliche Ergebnisse wird eine Stichprobe von mindestens 50 Teilnehmer:innen empfohlen. Auch als Ergänzung zum Card Sorting lässt sich diese Methode nachgelagert optimal einsetzen.

  • Unsere Meinung: Diese UX-Research Methode ist aufgabenbasiert und erzielt quantitative Ergebnisse. Eine sinnvolle und funktionierende Navigation ist eine der Kernfunktionen für erfolgreiche Usability. Anders als beim Card Sorting “muss" das Tree Testing mit einem externen Tool durchgeführt werden – alles andere ist sehr komplex und wenig effizient. Die Ergebnisse können eure bisherigen Annahmen validieren oder Empfehlungen zur Korrektur aufzeigen. 

5. Usability Testing

  • Vorgehen: Nutzer:innen werden im Rahmen des Usability Testings gebeten, bestimmte Aufgaben auf einer Website oder in einer App zu erledigen, während ihre Interaktionen beobachtet und aufgezeichnet sowie ihre Rückmeldungen gesammelt werden. Wichtig ist dabei, dass die Nutzer:innen währenddessen laut mitdenken und dabei ihre Gedankengänge und Eindrücke beschreiben.

  • Vorteil: Usability Testing deckt Probleme im Design auf und liefert wichtige Informationen über das Verhalten der Nutzer, wodurch konkrete Verbesserungsvorschläge abgeleitet werden können.

  • Umfang: Mindestens 5 Nutzer:innen sollten für aussagekräftige Tests herangezogen werden.

  • Unsere Meinung: Wir sind großer Usability Testing Fan! Diese Methode ist sehr hilfreich, um frühzeitig Fehler und Risikopotenziale zu erkennen und die bisherigen Erkenntnisse über das Produkt herauszufordern. Das Usability Testing bietet sich an, um den Bias zum eigenen Produkt auf die Probe zu stellen. Erkenntnisse aus dem Usability Testing können Designer:innen im Prozess zwar erstmal zurückwerfen, aber langfristig bringen Anpassungen auf einer frühen Stufe den Vorteil, dass “Probleme” noch vor der tatsächlichen Entwicklung behoben werden. Hürden können rechtzeitig aus dem Weg geschafft werden. Unserer Meinung nach gehört Usability Testing in die Standard Toolbox bei der Entwicklung aller digitalen Produkte. 

6. A/B Testing

  • Vorgehen: Zwei verschiedene Versionen eines digitalen Produkts werden in der Live-Umgebung randomisiert unterschiedlichen Gruppen angezeigt, um herauszufinden, welche Version besser funktioniert.

  • Vorteil: A/B Testing bietet die Möglichkeit, Designentscheidungen empirisch zu validieren und die Version zu ermitteln, die die Conversion-Rate optimiert. Da diese Methode reale Nutzerinteraktionen misst, können sehr genau Erkenntnisse über das Verhalten der User:innen getroffen werden. Außerdem werden mit A/B Tests sehr viele Daten generiert, die für die Auswertung und Entscheidung im weiteren Prozess genutzt werden können.

  • Umfang: Der Umfang von A/B Tests hängt von den eingesetzten Tools und dem Ziel des Tests ab. Idealerweise wird ein signifikanter Anteil der Nutzerbasis einbezogen, um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen. Die Dauer kann dabei ebenso variieren wie die Nutzerbasis.

  • Unsere Meinung: A/B Tests sind besonders geeignet, um konkrete Unterschiede zu erkennen und auf Basis von User-Feedback die Entscheidung für die geeignetere Version zu treffen. Egal ob es um die Farbe eines Buttons, die Schriftart oder eine Menüstruktur geht: alle digitalen Features lassen sich durch A/B Tests validieren. 

7. UX-Expert Review

  • Vorgehen: Eine Anwendung oder Website wird anhand vorab definierter Dimensionen wie u.a. Struktur, Konsistenz, Ästhetik und Usability von einem:r UX-Expert:in analysiert und so auf Herz und Nieren geprüft.

  • Vorteil: Das Produkt wird mit einem ganzheitlichen Blick von außen betrachtet. Dabei können sowohl Stärken als auch Probleme einfach erfasst und konkrete Handlungsmaßnahmen abgeleitet werden.

  • Umfang: Die Evaluation wird von mindestens einem:r UX-Expert:in durchgeführt

  • Unsere Meinung: Die UX-Expert Review eignet sich besonders gut vor einem Relaunch oder auch zum Auftakt eines neuen Projekts. Allerdings sollte man beachten, dass die Expert Review die besten Ergebnisse erst in Kombination mit einem Testing bringt. Die Verbindung von User-Insights und Experten-Meinung kann für ein sehr fundiertes Verständnis eines Produktes sorgen – und das gefällt uns natürlich.

8. Preference Testing

  • Vorgehen: Teilnehmer:innen werden zwei Designoptionen vorgelegt und gebeten, ihre bevorzugte Version auszuwählen. Diese Methode kann durch qualitative follow-up Fragen ergänzt werden, um tiefergehende Einblicke in die Vorlieben der Nutzer:innen zu erhalten.

  • Vorteil: Preference Testing ist besonders in der frühen Design-Phase nützlich, um unmittelbares Feedback zu Layouts und Designentscheidungen zu erhalten.

  • Umfang: Eine Stichprobe von mindestens 20 Teilnehmer:innen wird empfohlen, um aussagekräftige Rückmeldungen zu erhalten.

  • Unsere Meinung: Für einfache Designentscheidungen eignet sich das Preference Testing unserer Meinung nach super. Vor allem in der Designphase lässt sich diese Methode super einsetzen, um sich schnell zwischen unterschiedlichen Layouts zu entscheiden.

9. 5 Seconds Test

  • Vorgehen: Der erste Eindruck ist essentiell für die Bewertung optischer Eindrücke – so natürlich auch bei der User Experience. Nutzer:innen werfen bei dieser Methode für nur fünf Sekunden einen Blick auf ein Design oder eine Webseite und bewerten anschließend ihren ersten Eindruck.

  • Vorteil: Diese Methode ermöglicht es, schnell zu überprüfen, ob die wichtigsten Botschaften und visuellen Elemente eines Designs klar und verständlich sind. Insbesondere das intuitive Verständnis der relevanten Komponenten wird so getestet.

  • Umfang: Für valide Ergebnisse sollte eine Stichprobe von 20 bis 50 Nutzer:innen einbezogen werden.

  • Unsere Meinung: Diese Methode bietet sich an, um Aspekte des Designs wie beispielsweise Hierarchien auf ihre Funktionalität, sowie deren Erfolg zu testen. Die Auswertung der Ergebnisse gibt uns wertvolle Auskünfte darüber, welche Bereiche des Designs den User:innen am meisten auffallen oder ob Kernelemente untergehen, ohne dass wir es gemerkt haben?

Warum sind UX-Research Methoden so wichtig?

UX-Research Methoden sind in unseren Augen unerlässlich, um die Nutzerzentrierung im Designprozess sicherzustellen. Beim richtigen Einsatz helfen diese Methoden dabei, Annahmen zu überprüfen und fundierte Entscheidungen zu treffen, die das Nutzererlebnis nachhaltig verbessern. UX-Research kann Unternehmen dabei helfen:

  • Risiken zu minimieren: Frühzeitige Erkenntnisse validieren Annahmen und verringern die Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen im Designprozess.

  • die Effizienz zu steigern: Ineffiziente Designprozesse und teure Überarbeitungen können durch fundierte Entscheidungen vermieden werden. UX-Research führt also im Idealfall dazu, dass nicht mehr 35 Anpassungs-Schleifen nötig sind.

  • und für eine höhere Nutzerfreundlichkeit zu sorgen: Produkte, die auf validierten Nutzer Bedürfnissen basieren, bieten ein besseres Nutzungserlebnis und erhöhen die Zufriedenheit. Und eine höhere Zufriedenheit führt in der Regel auch zu besseren Conversions.

Fazit

Bei UX-Research gibt es in unseren Augen nicht den einen Weg, der zum Ziel führt. Erfolg erzielt man dann, wenn man auf den richtigen Mix von Methoden setzt und im gesamten Design-Prozess und auch nach Livegang immer wieder neu evaluiert, welche Verbesserungen vorgenommen werden können. Je nach Umfang des Projektes und natürlich auch abhängig von den verfügbaren Kapazitäten, kann UX-Research dabei ganz unterschiedlich und vielfältig eingesetzt werden. Beim von uns beschriebenen Umfang geht es natürlich auch nur um Richtwerte. Es ist durchaus auch eine Option, mit weniger Proband:innen oder Befragten anzufangen und sich Schritt für Schritt ranzutasten. Die Rekrutierung von Teilnehmenden ist oft mit der schwierigste Teil des Prozesses. Mit ein paar Anreizen oder auch der Verbreitung im Umfeld des Unternehmens kommt man da aber meist schon gut voran. Wir sind außerdem davon überzeugt, dass jeder Einsatz von UX-Research besser ist als der komplette Verzicht. Niemand muss direkt mit fünf verschiedenen Methoden starten – es ist auch durchaus eine Option, sich Schritt für Schritt an das Thema heranzutasten. Und für alle, die sich noch immer etwas lost fühlen oder allgemein Unterstützung benötigen, stehen wir gerne auch beratend zur Seite.